In Hamburg gibt es einen ganz besonderen Grund zum Feiern: Die Grundschule Iserbrook wird 75 Jahre alt! Seit dem ersten Spatenstich am 15. März 1949 steht sie als Symbol für den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg. Als erste Neugründung einer Schule in den westlichen Besatzungszonen war sie ein Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs – und ist es bis heute.
Ein Neuanfang in schwierigen Zeiten
Der Tag der Grundsteinlegung im März 1949 war hart: Kälte, Schnee und Hagel begleiteten die Zeremonie, bei der sich viele Menschen an der Musäusstraße versammelten – Politiker, Journalisten und vor allem Familien aus der Umgebung. In einer Stadt, die nach den verheerenden Bombenangriffen des Krieges noch größtenteils in Trümmern lag, fehlte es an allem, besonders an Schulen. Insgesamt 120 Schulen mussten neu gebaut werden, und die Grundschule Iserbrook war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Eine visionäre Schule
Die Schule sollte jedoch mehr als nur ein neues Gebäude sein. Der Architekt Hans-Martin Antz entwarf die ersten Pavillons der Schule mit einer klaren Vision: Eine offene, helle und freundliche Lernumgebung, die sich von den autoritären Schulbauten der Vergangenheit unterschied. Freiluftunterricht und ein direkter Zugang zum Garten für jede Klasse waren damals revolutionäre Ideen. So entstand die „Schule im Grünen“, die bis heute Lernen und Natur in harmonischer Weise verbindet.
Ein Ort der Gemeinschaft und Hoffnung
Für viele Kinder war die neue Schule mehr als nur ein Lernort. Sie kam aus beengten Verhältnissen, erlebten zum ersten Mal helle Klassenzimmer, Sanitäranlagen mit Wasserspülung und Waschbecken. Neben der Bildung bot die Schule auch tägliche Mahlzeiten und sogar Kleidung an. Es war ein Ort der Hoffnung und ein wichtiger Baustein für den gemeinschaftlichen Neuanfang im Nachkriegsdeutschland.
Wachstum und kulturelle Entwicklung
In den Jahren nach der Gründung wuchs die Schule stetig weiter. Unter der Leitung von Baudirektor Paul Seitz wurden neue Gebäude errichtet, darunter ein zweistöckiges Klassenhaus, Werkstätten und Sporthallen. Kunst und Kultur spielten eine wichtige Rolle: Künstler gestalteten Wandbilder, und auf dem Schulgelände wurden Skulpturen aufgestellt. Auch die Schülerinnen und Schüler trugen zur kulturellen Atmosphäre bei, etwa durch Theater- und Musikaufführungen.
Erinnerungen an die eigene Schulzeit
In den 80er Jahren hatte ich das Glück, selbst hier in die Vorschule zu gehen. Meine Lehrerin war Frau Hannelore Ratzeburg, die heute noch als Mitglied beim DFB bekannt ist. Damals, anders als heute, befanden sich die Vorschulräume noch hinten rechts neben dem Sportplatz und waren weitestgehend abgetrennt vom Rest der Schule. Das war gut, denn das Klima war rauer, und ich erinnere mich noch an die häufigen Böller in den Pausen, was uns Vorschüler weitestgehend erspart blieb. Nach der Vorschule wechselte ich dann an die Schule Lehmkuhlenweg. Damals die richtige Entscheidung – heute würde ich das anders entscheiden.
Veränderungen und Zusammenführungen
1989 wurde die Schule Musäusstraße mit der Grundschule Schenefelder Straße zusammengelegt und hieß fortan Schule Iserbrook. Nach zwölf Jahren wurde die Schenefelder Landstraße wieder eigenständig, doch der Name „Schule Iserbrook“ blieb erhalten. Fast wäre die Schule ein paar Jahre später geschlossen worden, doch der starke Protest der Bevölkerung bewahrte sie vor diesem Schicksal.
Die Schule heute
Heute ist die Schule nur noch eine Vor- und Grundschule, und der raue Ton von früher ist längst Geschichte. Rund 260 Kinder besuchen aktuell die Grundschule Iserbrook. Die historischen Gebäude aus den 1950er-Jahren strahlen immer noch die gleiche Leichtigkeit und Offenheit aus wie damals. Besonders im Sommer wird der Unterricht gerne ins Freie verlegt, wo die Kinder zwischen Birken und Apfelbäumen lernen können.
Ein Fest zum Jubiläum
Zum 75-jährigen Jubiläum fand am 21. September 2024 ein großes Fest statt. Von 14 bis 18 Uhr feierten aktuelle Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam mit vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften. Auch die Schulsenatorin Ksenija Bekeris war zu Gast und schnitt zusammen mit der Schulleiterin Tanja Blumhardt eine große Jubiläumstorte an. Danach ließ sie sich die Schule zeigen.
Das Fest wurde tatkräftig von vielen lokalen Vereinen wie dem Sportverein Komet Blankenese, der freiwilligen Feuerwehr, dem Schachverein Blankenese und der Kita Löwenberg unterstützt. Bei herrlichem Wetter erlebten alle einen wunderbaren Nachmittag. Wer mehr über die Geschichte der Schule erfahren möchte, kann für 15 Euro eine Jubiläums-Schulchronik im Schulbüro erwerben.